Pokal der blauen Schwerter 2015

GEWICHTHEBERTURNIER "POKAL DER BLAUEN SCHWERTER" MEISSEN 2015

In Meißen diesmal ganz in Familie.

Es konnte stimmungsvoller nicht sein, als am Ende des Gewichtheberturniers um den Pokal der Blauen Schwerter sich Athleten aus Italien, Polen, Belgien, Finnland, Frankreich und Deutschand, Organisatoren, Offizielle und Sponsoren gestern Abend auf der Bühne der Meißner Heberhalle zum „Familienbild“ vereinten. Das vierte Turnier seit dem Neubeginn fand damit ein emotionsgeladenes Ende mit den bisher besten Leistungen seit 2012.

Es begann und endete mit sehr nachdenklichen Worten. So bat Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke am Anfang zu einer Gedenkminute für die so hinterhältig ermordete 17-jährige Anneli aus Sora bei Meißen, an derer Beisetzung er kurz zuvor teilgenommen hatte. Und so erklärte Beate Preuß, Produktionsleiterin der Meißner Porzellanmanufaktur, die beide Porzellanvasen mitbrachte: „Das Turnier hat gezeigt, wie Sportler aus sechs Ländern einen friedlichen Wettkampf bestreiten und Meißner Zuschauer begeistern können.“

Dazwischen lagen ereignisreiche Heber-Stunden, in denen es auch im anderen Sinne recht familiär zuging. Denn am Ende kam es zu einer Einmaligkeit in der langen Geschichte des Turniers seit 1971: Zwei Brüder kämpfen unter sich den Pokalsieg aus: Adrian und Tomasz Zielinski von Tarpan Mrocza in einer Kleinstadt im Norden Polens. Der eine, Olympiasieger von 2012 und damit große Turnierfavorit, der andere ebenfalls schon seit Jahren internationale Spitzenklasse. Beide übrigens auch in der vergangenen Saison in deutschen Bundesligadiensten – Adrian in Chemnitz und Tomasz in Samswegen.

Beide absolvierten fünf gültige Versuche, wobei Tomasz seinen dritten im Stoßen absichtlich verstreichen ließ, um seinem ein Jahr älteren Bruder noch etwas mehr Zeit zu verschaffen. Aber auch da war am Ende die Luft raus. Übrig blieb die absolute Klasse- und Bestleistung von 186.0 Relativpunkten seit 2012, was vom sachkundigen Publikum mit viel Beifall honoriert wurde. Tomasz Zielinski erzielte 172.0 Zähler und fing dann noch den wesentlich leichteren Italiener Mirco Scarantino (171.0) ab, der wegen seiner temperamentvollen Darbietungen an diesem Tag so etwas wie der Publikumsliebling war.

Übrigens hätte schon in der ersten Veranstaltung ein weiterer Pole das Zeug dazu gehabt, in den Pokalkampf entscheidend eingreifen zu können. Aber Arsen Kasabijew hatte nur einen einzigen gültigen Versuch im Reißen. Die Lasten von 170 kg und 220 kg, die er anging, hätten 184.0 Punkte ergeben können.

Indes, die Freude vom Sieger war natürlich groß. „Es wurde ein guter Wettkampf für mich in Vorbereitung der Weltmeisterschaften in Houston“, bestätigte Adrian Zielinski. Die Porzellanvase wird er wie all seine Trophäen zu Hause bei der Mutter abgegeben. Was zeigt, dass die Zielinskis große Familienmenschen sind.

Zum ersten Mal in der Blaue-Schwerter-Family weilte der italienische Präsident der Europäischen Gewichtheber-Föderation EWF Antonio Urso. Er war einer Einladung von BVDG-Präsident Dr. Christian Baumgartner gefolgt und zeigte sich sehr beeindruckt. Sein Lob wird auch den Organisatoren und Sponsoren weiteren Auftrieb geben. Mit großer Freude vernahmen die Meißner, dass ihr Turnier jetzt zu den acht traditionsreichsten in Europa zählt, die vom Kontinentalverband finanziell unterstützt werden.

Der EWF-Präsident überreichte auch den Siegerpokal für die Frauen. Die kleine Porzellanvase ging in diesem Jahr ebenfalls nach Polen, an Joanna Lochowska, die 153.0 Relativpunkte erzielte. Sie gewann vor der kleinen Sizilianerin Genny Caterina Pagliaro (144.0), im Jugendbereich vor Jahren erfolgreichsten europäische Gewichtheberin, und Aleksandra Klejnowska-Krzywanska aus Polen, die bereits 2001 Weltmeisterin war.

Ja, diesmal stand leider kein deutscher Sportler auf dem Podest. Die Nationalmannschaft hatte vor kurzem in Eisenbach im Schwarzwald einen Testwettkampf ausgetragen. Und so blieb Nationaltrainer Oliver Caruso mit seinem Kader Meißen fern. Mit seiner Leistung von dort, wäre Almir Velagic als einziger in Meißen unter die besten Zehn gekommen. Er oder beispielsweise der zweifache Pokalsieger Max Lang zählen auch bei den Blauen Schwertern immer zu den Publikumslieblingen. „Wir hätten uns schon gewünscht, das wenigstens sie hier gestartet wären“, so Jürgen Grellmann, der Organisationschef des Turniers.

Und so retten andere die Ehre des deutschen Gewichthebens die beiden TSC –Heber Robert Joachim als Fünfter und Michael Müller als Elfter und auch der Schwedter Philip Kudzik als Zehnter sowie bei den Damen die beiden Vater-Schützlinge Tabea Tabel aus Lörrach als Sechste und Lisa Marie Schweizer aus Schwedt als Achte. Nicht zu vergessen der Meißner Lokalmatador Konstantin Förster. Der Kapitän des Bundesligateams vom AC Meißen hatte mit 103.0 Punkten natürlich keine Chance, vorn mit einzugreifen. Er wartete aber mit Bestleistungen auf, und eins kann ihm keiner nehmen: Er ist der stärkste Steuerberater Deutschlands!

Ergebnisse "Pokal der blauen Schwerter" 2015

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